Business-InsiderInterview

Jetzt geht’s unter die Haut: Interview mit Dr. Nóra Eiler über Trends, Veränderungen und Entwicklungen in der Dermatologie

Hautgesundheit ist mehr als nur eine oberflächliche Angelegenheit. In unserer heutigen, schnelllebigen Welt ist es unerlässlich, dass wir uns um unser größtes Organ – unsere Haut – kümmern.

Heute stellen wir Ihnen eine Expertin der Fachrichtung Dermatologie vor: Dr. Nóra Eiler, Dermatologin der Praxis „Fiebiger & Eiler Hautärzte“ in Salzburg. Sie gibt uns Einblicke in Ihre Spezialgebiete Muttermalvorsorgeuntersuchung, Berufsdermatologie, Lasermedizin und kosmetische Dermatologie. Zudem erklärt sie uns, warum ein Arzt-Patienten-Gespräch heute anders aussieht als früher und welchen Einfluss Social Media darauf hat. 

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Liebe Nóra, es freut mich sehr, dass du uns in die Welt der Dermatologie entführst. Gemeinsam mit deinem Geschäftspartner Dr. Fiebiger betreibst du die dermatologische Praxis „Fiebiger & Eiler Hautärzte“ in Salzburg. Was hat dich zur Spezialisierung im Fachgebiet der Dermatologie bewogen?

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Vielen Dank für die Gelegenheit, über meine Leidenschaft für die Dermatologie zu sprechen. Meine Faszination für dieses Fachgebiet begann durch die Inspiration einer anderen Dermatologin, die mir die vielseitigen Aspekte und Herausforderungen dieses Bereichs nahebrachte. Es ist so faszinierend, wie hinter einer scheinbar simplen, juckenden und roten Stelle auf der Haut unzählige Ursachen stecken können.

Diese Komplexität hat mich von Anfang an gereizt und treibt mich an, tiefer in die Materie einzutauchen. In der Dermatologie geht es nicht nur um das äußere Erscheinungsbild, sondern um die ganzheitliche Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Patienten. 

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Du bist neben der kosmetischen Dermatologie, der Lasermedizin und der digitalen Muttermaluntersuchung auch auf das Thema „Berufsdermatologie“ spezialisiert.
Was versteht man unter „Berufsdermatologie“?

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„Berufsdermatologie“ ist ein spannendes Teilgebiet der Dermatologie, das sich mit Hauterkrankungen beschäftigt, die im Zusammenhang mit beruflichen Tätigkeiten stehen. Eine interessante Beobachtung, die wir in der Praxis häufig machen, ist, dass Hautausschläge oder dermatologische Beschwerden bei Patient:innen während der Arbeitswoche oder ihrer Arbeitszeit oft stärker ausgeprägt sind als in der Urlaubszeit oder an Wochenenden. Ursachen können die Umgebungsbedingungen am Arbeitsplatz sein – wie etwa der Kontakt mit bestimmten Chemikalien, Stoffen oder Allergenen, die Hautreaktionen hervorrufen können. In manchen Berufen ist der Kontakt mit solchen Substanzen häufiger, was zu berufsbedingten Hauterkrankungen führt.

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Gibt es Berufsgruppen, die stärker betroffen sind?

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Am schwersten betroffen sind Gärtner:innen, Friseur:innen, (Ärzt:innen, Zahnarztassistent:innen, Zahntechniker:innen), Personen, die mit Metall, Schmieröl oder Gummichemikalien, mit Heil-, Pflege- oder Nahrungsmittel arbeiten, oder auch (Kassierer:innen, die häufig mit Münzen in Berührung kommen) Personen, die einen Bau-, Reinigungs- oder Malerberuf ausüben. Aber es ist ein weiteres Spektrum.

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Das klingt nach einem sehr interessanten Themengebiet, das wir bei aponovum.com gerne näher unter die Lupe nehmen wollen ☺. Kommen wir zu einer weiteren Expertise von dir: Lasermedizin und die kosmetische Dermatologie sind nicht nur deine Profession, sondern eigentlich eine Art Berufung für dich. Möchtest du darauf näher eingehen?

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Ich liebe Kosmetik. Ich liebe die Schönheit. Ich liebe ein harmonisches Aussehen.
Ich habe mir immer gewünscht, irgendwo zu arbeiten, wo auch Kosmetik ein Thema ist. Und dieser Traum ist wahr geworden, als ich begann, Medizin und Schönheit in meiner Arbeit zu vereinen. Ich verstehe und schätze die Bedeutung des äußeren Erscheinungsbildes und erkannte, dass viele Menschen ähnliche Bedürfnisse haben. Daher war es für mich ein logischer Schritt, mich auf die kosmetische Dermatologie zu spezialisieren.

Ich möchte aber betonen, dass die kosmetische Dermatologie zwar ein wichtiger, aber nur ein kleiner Teil meiner Arbeit ist. Ein weiterer wesentlicher Aspekt meiner Tätigkeit ist die Lasermedizin, zu der ich kam, als ich meinen Teil der Praxis mit einer breiten Palette an dermatologischen Behandlungen übernahm. Die Lasermedizin war für mich ein Lernprozess – zu verstehen, wie man die verschiedenen Geräte einsetzt, welche Probleme behandelt werden können und auch die Grenzen dieser Behandlungen zu erkennen. In der Lasermedizin gibt es vielfältige Einsatzgebiete. Mit verschiedenen Lasern können wir zum Beispiel störende Hauterhebungen abtragen, ohne operieren zu müssen und ohne Narben zu hinterlassen. Pigmentierungen und Tattoos können mit speziellen Lasern entfernt werden. Auch bei der Behandlung von störenden Gefäßerweiterungen im Gesicht oder kleinen Blutschwämmchen am Körper werden Laser eingesetzt. Diese Eingriffe sind meist kosmetischer Natur und tragen erheblich zur Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes und des gesamten Wohlbefindens der Patienten bei.

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Das klingt nach der schönen und sanften Seite der Dermatologie. Doch ihr seid auch mit äußerst ernsten Themen konfrontiert. Bei Muttermaluntersuchungen denkt man häufig direkt an das Thema Hautkrebs. Was möchtest du den Menschen da draußen mitgeben?

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In den letzten 35 Jahren (Sonnen ohne Reue feierte letztes Jahr sein Jubiläum) ist die Awareness bezüglich Hautkrebsvorsorge stark gestiegen. Zum Teil ist das auf die starke Förderung durch das Gesundheitssystem zurückzuführen. Patient:innen konnten regelmäßig und kostenfrei Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen. Dieses Angebot wurde jedoch vor einigen Jahren stark reduziert. Aber trotz dieser Einschränkungen bleibt das Interesse der Bevölkerung an Vorsorgeuntersuchungen hoch. Darüber sind wir froh, weil Hautkrebsvorsorge keine Option, sondern eine Notwendigkeit ist.
Also ist mein Appell an alle: Nutzen Sie bitte die zur Verfügung stehenden Ressourcen und lassen Sie regelmäßige Hautkontrollen durchführen, um frühzeitig auf mögliche Veränderungen reagieren zu können!

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Danke für diesen Weckruf. Wir hoffen, dass weiterhin viele Personen die Möglichkeiten der Vorsorgeuntersuchungen nutzen. Kommen wir zur Zukunft der Dermatologie: Welche Rolle spielen Technologie und digitale Medien in eurer Branche und wie steht es um den Innovationsgrad bezüglich Neuentwicklungen zur Behandlung?

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Technologie und Social Media spielen mittlerweile eine enorme Rolle!
Die Zukunft der Dermatologie liegt in der Technologie. KI, digitale Muttermaluntersuchungen und die Entwicklung neuer Medikamente verändern unseren Ansatz.

In der Dermatologie beobachten wir laufend interessante Innovationen. Ein herausragender Trend ist die stetige Entwicklung neuer Medikamente, besonders in Bereichen wie entzündlichen Hauterkrankungen und Onkologie. Jedes Jahr kommen neue Medikamente auf den Markt, die in die feinsten Details von Hauterkrankungen eingreifen.
Ein weiterer starker Trend ist die zunehmende Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die Dermatologie. Ich sehe die Möglichkeit, dass KI eines Tages die traditionelle Muttermaluntersuchung ablösen könnte. Obwohl ich die persönliche Untersuchung sehr gerne mache, bietet KI beeindruckende Möglichkeiten. Beispielsweise gibt es bereits Systeme der digitalen Dermatoskopie, die ein vergrößertes Bild eines Muttermals erstellen und uns erlauben, dieses im Verlauf zu kontrollieren. Diese Technologie hat uns ermöglicht, Veränderungen an Muttermalen, die auf Melanome hindeuten könnten, effektiver zu erkennen und zu behandeln.
Ein weiterer Aspekt, den wir immer häufiger in der Praxis sehen, ist der starke Einfluss von Skin-Scan-Apps. Viele Patienten kommen heute mit Diagnosen oder Vermutungen, die sie durch solche Apps oder aus Informationen aus dem Internet gewonnen haben. Während diese Technologien nützliche Werkzeuge sein können, ist es wichtig zu betonen, dass die Expertise eines Arztes unverzichtbar ist. Apps können hilfreich sein, um ein Bewusstsein für Hautveränderungen zu schaffen, aber sie ersetzen nicht die fachliche Einschätzung und Erfahrung eines Dermatologen.

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Kannst du auch gesellschaftliche Trend bezüglich der Dermatologie feststellen?

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Definitiv. Wir verfolgen in der kosmetischen Dermatologie einen Trend in der Altersgruppe 40+, der eher in Richtung „natürliche Schönheit“ geht. Das Übertriebene, was jetzt ein paar Jahre lang der Trend war, scheint ein bisschen nachzulassen. Einen natürlichen „Glow“ zu schaffen steht im Vordergrund.
Und wenn es um Hautalterung geht, dann reden wir mehr von „Smart Aging“ oder „Well Aging“, anstatt von „Anti Aging“. Dieses Thema wird also mit mehr Respekt und etwas mehr Akzeptanz behandelt.
Was eine starke Veränderung in der Arzt-Patienten-Kommunikation darstellt, ist der Einfluss von Social-Media-Content. Patienten kommen mit ungefilterten Inhalten zu uns und denken, ihre eigenen Symptome verstehen zu können. Somit startet man ganz anders in das Beratungsgespräch als noch vor zehn Jahren. Es gilt vorweg alle Informationen, die der Patient mitbringt, zu filtern, zu evaluieren und zu argumentieren, bevor man die medizinisch fundierte Diagnose und Behandlungsoptionen schildern kann.

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Weißt du was uns interessieren würde? Wie siehst du die Zukunft der Zusammenarbeit von Dermatolog:innen und der Apotheke?

Avatar von Dr. Nora Eiler

Die Zusammenarbeit mit Apotheken ist unerlässlich. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Herstellung individueller Medikamente. Das ist besonders wichtig bei Hauterkrankungen, wo maßgeschneiderte Lösungen oft den Unterschied ausmachen. Bei uns liegt der Anteil der magistralen Rezepturen im Vergleich zu Industrieprodukten bei fast 50 %.
Darum ist auch ein Trend in der Dermatologie zu beobachten, dass Dermatologen eigene Hautpflegeprodukte entwickeln und auf den Markt bringen. Das erfordert jedoch erhebliche Ressourcen und Kapazitäten, die viele Ärzt:innen, und auch wir, nicht haben. Ich arbeite als Ärztin einfach zu gerne mit den Patient:innen. Daher bevorzugen wir die enge Zusammenarbeit mit Apotheken, um die individuellen Produkte für unsere Patient:innen herzustellen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, spezifische Wirkstoffe auf die individuellen Bedürfnisse der Haut abzustimmen. Ein Produkt, das beispielsweise am Rücken angewendet wird, sollte anders beschaffen sein als ein Produkt, das für Hände oder Gesicht benötigt wird. Und da ist es natürlich spitze, wenn man mit Apotheken kooperiert, die genau wissen, was wichtig ist und wie sie die Produkte herstellen, um das bestmögliche Wirkungsspektrum auszureizen.

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Dr. Eiler, liebe Nora, ich bedanke mich vielmals für dieses Gespräch! Wir freuen uns, wenn wir mit dir gemeinsam in Spezialgebiete der Dermatologie eintauchen dürfen. Denn es gibt anscheinend Vieles zu entdecken.

Avatar von Dr. Nora Eiler

Sehr gerne. Ich danke euch auch.